Drei Eingänge in ein Dorf, 2019

Drei Eingänge in ein Dorf (Speicher), 2019
Aluminiumblech, lackiert
165 cm x 75 cm

Drei Eingänge in ein Dorf (Kirche), 2019
Aluminiumblech, lackiert
150 cm x 100 cm

Drei Eingänge in ein Dorf (Rathaus), 2019
Aluminiumblech, lackiert mit nachleuchtender Farbe
182 cm x 90 cm

Textbeitrag von Josiane Imhasly zur Ausstellung
«Zur Frohen Aussicht», Ernen, 2019

Aus drei filigranen und poetischen Stücken besteht Christoph Eisenrings Arbeit für Ernen. Was auf den ersten Blick rein formale Eingriffe aus Rechtecken und Kreisen zu sein scheinen, entpuppt sich als vielschichtig lesbare Intervention, die das Dorf als Gefüge hervorhebt und umspannt. Der Titel Drei Eingänge in ein Dorf weist darauf hin, dass es sich bei den Formen um stilisierte Türen handelt. Eisenring deutet Eingänge an, wo keine sind, aber er verdoppelt oder spiegelt sie auch. Seine Stücke aus lackiertem Aluminiumblech befestigt er an einem der Zugänge zum Kirchenareal, am Zendenrathaus und an einem Stadel. Kirche und Rathaus repräsentieren religiöse und weltliche Macht, der Stadel steht für die Landwirtschaft und die Speicherung der Ernte. Die ihnen zugewiesenen Funktionen haben sich zwar längst verschoben, dennoch bleiben die Gebäude prägend für das Dorf. Die gewählten Formen verweisen auch auf universelle Zusammenhänge, wie etwa der Kreis oder die doppelte Sense. Die Sense als urgeschichtliches Werkzeug wurde im Mittelalter mit dem Sensenmann auch zu einem Sinnbild für den Tod. Diese und weitere Referenzen – etwa die Kirche als Ort, an dem mit Taufe, Ehe oder Beerdigung verschiedene Übergänge beschlossen werden – machen die Türen zu Metaphern für Übertritte auf weltlicher wie transzendenter Ebene. Die runde Form erinnert nicht zuletzt an Sonne und Mond, Tag und Nacht – ein Aspekt, der auch beim Rathaus wieder aufgenommen wird. Hier wird der Eingang als Lichtspalt einer angelehnten Tür nur nachts sichtbar. Dieser leuchtende Spalt, den manche von uns als Kind als beruhigend empfanden, hat hier auch etwas Bedrohliches. Und immer bleibt das Gefühl: Wer durch die Türe tritt, fällt aus der Zeit.