in and out, 2014

in and out, 2014
Schaufensterglas
216 cm x 204 cm x 0.6 cm; 2 Bohrungen Ø je 2.5 cm

Für die Arbeit in and out wurde das bestehende Schaufenster des Kunstraums Perla-Mode, einem ehemaligen Kleidergeschäft an der Zürcher Langstrasse, gegen ein neues Glas mit zwei Bohrungen ausgetauscht. Die Arbeit in and out ist auch ausserhalb der Öffnungszeiten des Kunstraums frei zugänglich.

Auszug aus dem Interview mit Natalie Keppler im Rahmen der Ausstellung «Here and Now», Perla-Mode und Winterhalderareal, Zürich, Juli 2014

NK: Sprichwörtliche Einblicke und eine bestimmte Blickführung rufst du in deiner Arbeit für die Ausstellung hervor, indem du zwei kleine Löcher aus der Schaufensterscheibe des Perla- Mode herausschneidest. Welche Sichtweisen und Anspielungen auf diesen Ort und seine Umgebung möchtest du damit rahmen?

CE: Bei der Arbeit in and out verfolge ich vielleicht einen Ansatz, der ortsspezifischer ist als bei anderen Werken. An einer anderen Stelle aufgebaut, würde das Stück wohl nicht auf die selbe Weise gelesen werden wie an der Langstrasse. Hier ist ein zerschlissenes Schaufenster nicht selten anzutreffen. Die zwei Bohrungen im Glas und vorallem deren Positionierung lassen vage an Einschusslöcher erinnern, an abstrakte sozusagen. Sie verbinden ganz physisch den Aussenraum mit dem Innern des Ausstellungsraumes. Der vorbeigehende Betrachter des Werks kann beispielsweise einen Finger durch die Scheibe ins Innere strecken. Die zwei Öffnungen im Glas stellen grundsätzliche Fragen an das Innere eines (Kunst) Raums und an sein Äusseres. Das Werk lässt sich dabei genau auf dieser Grenze nieder.

NK: Es ergibt sich also auch ein Wechsel aus Sichtbarkeit und Undurchsichtigkeit, und eine Spannung zwischen einer Feinheit der Arbeit und physischer aggressiveren Assoziation?

CE: Ja und auch der Aufwand, um die Arbeit zu erstellen, ist im Gegensatz zur letztlichen Erscheinung absurd hoch. Während es genügt mit einer Pistole zweimal abzudrücken um ein Glas in einen ähnlichen Zustand zu versetzen (die Scheibe würde natürlich Risse schlagen), gehe ich bei der Erstellung dieses Kunstwerks quasi den umgekehrten Weg. Weil man nicht vor Ort in das Schaufensterglas bohren kann, musste ich ein Glas mit den Löchern anfertigen lassen und dieses mit der bestehenden Scheibe austauschen. Weiter interessiert mich die Tatsache, dass für die Erstellung dieser Arbeit kein Material an einem Ort verdichtet wird. Mit den Bohrungen trägt man Material ab, die das Glas an zwei Stellen noch ein bisschen transparenter scheinen lassen als es schon ist. Trotzdem verliert die Scheibe als Ganzes an Durchsichtigkeit. Ich meine, dass man nicht mehr direkt durch die Scheibe hindurch sieht sondern mit dem Blick an den zwei Löchern auf der Glasoberfläche hängen bleibt. So kann man plötzlich das gesamte Schaufenster als Bildfläche wahrnehmen, in der man selber und die Umgebung als Spiegelung erscheint.